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Raeber, Bernard, Luzern (Provenienz)
Identifikationsbereich |
Titel: | Raeber, Bernard, Luzern |
Stufe: | Provenienz |
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Informationsbereich |
Existenzzeitraum: | ab 1939 |
Familienbaum (Text): | Zur Person von Bernard L. Raeber-Anrig
1939 am 10. Juni in Luzern geboren, wo er als sechstes der acht Geschwister aufwächst. Seine Eltern haben 1929 in New York geheiratet: die Mutter Betty Schneider (1902-1998) ist seit Pfingsten 1921 in den USA, wohin ihre Familie ein halbes Jahr zuvor von St.Gallen ausgewandert ist; der Vater Bernard J. Raeber (1897-1966) seit September 1921 in Boston, dann in New York, um in der Druckereibranche neue Kenntnisse zu erwerben wie in den drei Jahren zuvor in Lausanne. Im Oktober 1936 Rückkehr nach Luzern, um in der Familienfirma die Nachfolge des dreiundsiebzigjährigen Vaters anzutreten. 1951-55 Besuch der ersten vier Klassen des humanistischen Gymnasiums an der Stiftsschule Engelberg. 1955-60 Auf Wunsch des Vaters Wechsel an die Realabteilung der Kantonsschule Luzern, die er mit der Matura abschliesst. 1960-64 Studium der Betriebswirtschaft an der Hochschule St. Gallen, Abschluss als lic. oec. HSG im April 1964, mit Spanisch als Fremdsprache und der Diplomarbeit «Arbeitsablaufuntersuchung im gemischten Druckereibetrieb Buchdruck-Offset». Das vorgeschriebene sechsmonatige Praktikum absolviert er in drei Teilen: Sommer 1960 Kriens, Maschinenfabrik Bell Sommer 1961 Madrid, Sociedad Española del Oxigeno S.A. mit einer Reise in den Süden – Sevilla, Cordoba, Granada und Murcia – vor der Rückreise Ende Oktober. Sommer 1962 Paris, Imprimerie Chaix, Port de Clignancourt, und im Vorort Choisy-le Roi. Auseinandersetzung mit Marx, dem Kommunismus und seiner Ideologie: 10. bis 15. April 1961 am Osteuropa-Institut der Freien Universität Berlin zum Thema «Ideologie und Hintergünde der kommunistischen Weltanschauung» 09. bis 12. Juni 1963 in der Bundeszentrale für Heimatdienst Köln-Lindenthal zum Thema «Die philosophischen Grundlagen des Marxismus» 1964 1. Juni Eintritt in die Familienfirma Räber & Cie. AG an der Frankenstrasse, Betriebszweig Druckerei, Assistent seines Vaters, des Mitbesitzers der Firma mit 50 Prozent der Aktien. Ende September Eröffnung der Galerie Raeber für Gegenwartskunst an der Frankenstrasse in dem dafür eingerichteten Raum im Erdgeschoss, ein Jahr später ergänzt durch zwei Räume im Soussol. Bis zur Schliessung im März 1979 sind es 21 Gruppen- und 77 Einzelausstellungen, diese mit Künstlern aus Aachen, Baden-Baden, Basel, Berlin, Bern, Düsseldorf, Essen, Kassel, Langenthal, Luzern, Mailand, München, New York, Paris, Prag, Rom, Salzburg, St.Gallen, Stans, Tübingen, Venedig, Wettingen, Zagreb, Zug, Zürich. 1965 Heirat mit Esther Anrig, Sargans, am 13. September. Geburt der Töchter Manuela 1967 und Sandra 1969. 1966 13. Juli Übernahme der Geschäftsleitung, Bereich Finanzen der Gesamtfirma (Druckerei, Buchhandlungen, Buchverlag), Liegenschaftsverwaltung und Galerie. 18. Juli Tod des neunundsechzigjährigen Vaters. 1968 Mitte März Wechsel des Wohnortes von der Rössligasse 13 in der Altstadt aufs Land, neun Kilometer ausserhalb der Stadt. Miete des umgebauten Bauernhaus-Stöckli am Rotbach beim Schiltwald im Weiler Waltwil bei Waldibrücke, Gemeinde Emmen, vier Bauernbetriebe und eine Gärtnerei zwischen Seetalbahn-Linie und Reuss. 1970 August/September im kanadischen St. Catharines, wo die Ruder-Weltmeisterschaften stattfinden, um die sich der Regattaverein Luzern mit dem Rotsee für 1974 bewirbt. Besuch seiner ältesten, in Madison/New York lebenden Schwester und der vier Tanten Schneider in der South-Bronx. 1972 Präsident des Verwaltungsrates der Raeber AG Luzern. 1974 Generalsekretär der ersten Ruder-Weltmeisterschaften für Frauen und Männer auf dem Rotsee/ Luzern. |
| 1977 Von April bis Ende August zieht er sich aus dem Geschäfts- und Gesellschaftsleben zurück, angeblich für eine Weiterbildung in den USA, in Wirklichkeit als Auszeit, welche er mit Esther und den beiden Mädchen in Waltwil verbringt, fünf wundervolle und erholsame Monate. 1978 Im Januar Wahl zum Präsidenten der neu gebildeten, aus dreizehn Mitgliedern bestehenden Kulturförderungskommission des Kantons Luzern, die er bis Sommer 1984 leitet. Ende Dezember bei schlechtem Geschäftsgang der Druckerei risikoreicher Kauf des hälftigen Aktienbesitzes seines Onkels Robert Räber-Merz, womit er Mehrheitsaktionär wird. 1982 Herausgeber des Bild- und Textbandes «Luzerner Bühnenkrippe» des Musikers und Krippenbauers Lucien Sauner (1912-1992), der zu diesem Anlass sein Lebenswerk dem Historischen Museum Luzern vermacht. 1983 Das Gründerhaus Brandgässli 10/Kornmarktgasse 7 von 1833, seit 1879 im Besitz von drei Familien, hat nach hundert Jahren erstmals wieder einen einzigen Besitzer, der den Bücher laden im Erdgeschoss und ersten Stock sowie die oberen Etagen umbaut und den neuen Bedürfnissen anpasst. Ende Januar 1984 bezieht er mit Esther und den beiden Töchtern die Maisonettewohnung im vierten Stock. 1984 Trennung der Familienfirma Raeber AG Luzern in die zwei selbständigen Betriebe «Raeber Druck AG» und «Raeber Bücher AG» (Buchhandlungen, Buchverlag, Liegenschaft). Im Dezember Laudatio für den städtischen Kunstpreisträger Anton Egloff (*1933), Bildhauer, von 1968 bis 1978 viermal in der Galerie Raeber vorgestellt. Die Reaktion von Röbi Wyss (1925-2004), Kunstpreisträger für die Malerei, auf die Rede mit einem Aquarell ist der Beginn des zwanzig Jahre dauernden Briefwechsels mit ihm, ein wöchentliches Blatt im Format 21 x 15 cm, gezeichnet/aquarelliert mit Text auf der Rückseite. 1986 Im November erscheint der Band «161 Jahre in Luzern – Erste Firmengeschichte der Welt im Comic», zu dem er das Konzept verfasst und den Text schreibt, den sein Neffe Jonas Raeber (*1968) zeichnerisch umsetzt. Die Zentralbibliothek Luzern zeigt im Katalogsaal die Ausstellung «161 Jahre in Luzern» mit Dokumenten aus der Firmengeschichte von 1825 bis 1986 und im Vortragssaal sind 37 Bild- und Texttafeln zum Thema «Die Welt der Bücher im Reich der Bilder – Das Buch im Comic» zu sehen. Die «DruckIndustrie», das wichtigste Presseorgan der Schweizerischen Druckereibranche, widmet ihr März-Heft 6/87 unter dem Titel «Bilder einer Druckerei – Raeber AG Luzern» dem technisch auf neuestem Stand eingerichteten Betrieb. 1987 Wahl in den Verwaltungsrat des Schweizer Buchzentrums der Buchhändler und Verleger in Hägendorf, den er 1991-1995 präsidiert. 1989 Die Druckereiräume im «Gutenberghof» an der Frankenstrasse, 1907 für den damaligen Betrieb grosszügig konzipiert, erweisen sich für das Erfordernis einer Vierfarbenpresse zu klein. Das Konzept eines Neubaus in Ebikon im Baurecht auf einer mit dem öffentlichen Verkehr gut erschlossenen Parzelle würde ein Wachstum des Umsatzes um fünfzig Prozent erfordern, was er in der allgemein schwierigen Wirtschaftslage der Druckereibranche mit Überkapazitäten in der Produktion und sinkenden Verkaufspreisen als unrealistisch beurteilt. 1991 Verkauf der Raeber Druck AG Ende Oktober, wobei keiner der rund siebzig Mitarbeitenden den Arbeitsplatz verliert. |
| 1993 Oktober: Erweiterung der Buchhandlung Morgartenstrasse 7 mit 131 m2 in die ehemaligen Räume der Buchbinderei und Galerie im Erdgeschoss Frankenstrasse 9/7 mit einer zusätzlichen Ladenfläche von 310 m2. Der ehemalige Drucksaal im Untergeschoss des Hofgebäudes mit 110 m2 dient neu als Veranstaltungsraum der Raeber Bücher&Medien für Lesungen und Buchpräsentationen von Verlagen. 1997 Zum 100. Geburtstag von Bernard J. Raeber-Schneider (1897-1966) und zum 95. von Betty Raeber-Schneider (*1902), publiziert der Sohn und Nachfolger in der Firma die zwei Bände «Bruchstücke einer Familiengeschichte – Ein Briefwechsel zwischen der Schweiz und Amerika 1921 bis 1936», 892 Briefe zwischen dem Vater und dessen Eltern, eine Sichtung mit der Wiedergabe der einschlägigen Briefe zur Beantwortung der Frage, warum der neununddreissigjährige Vater sein Leben in New York aufgab, das in geschäftlicher und privater Beziehung nicht hätte besser sein können, um nach Luzern zurückzukehren und in die Familienfirma einzutreten, an der er sich nur mit dem Viertel seines Vaters beteiligen konnte. 1998 Mitte September; Buchvernissage «Pfaffenherrschaft und Juristenregiment – Lebenserinnerungen eines Luzerner Geschäftsmannes und Politikers zwischen Helvetik und Bundesstaat», die transkribierten und kommentierten handschriftlichen Notizen des Firmengründers Aloys Räber-Leu (1796-1879), der den heftigen Kampf um den schweizerischen Bundesstaat erlebt hat, der 1998 sein 150-Jahr-Jubiläum feiert. Ende September: Beginn des grossen Um- und Ausbaus der ehemaligen Räume der Raeber Druck AG Frankenstrasse 9/7 erster Stock und Hofgebäude zur ersten Grossbuchhandlung der Stadt Luzern und der Innerschweiz. 1999 5. März: Eröffnung der Grossbuchhandlung mit 1000 m2 Ladenfläche, die grosses, zustimmendes Echo in der Öffentlichkeit und in den Medien auslöst. Am 10. Juni, seinem 60. Geburtstag, zieht er sich aus der operativen Geschäftsleitung zurück, bleibt aber zuständig für die langfristigen Entscheidungen der Firma mit 45 Mitarbeitenden. 2000 11. Juni: 175-Jahr-Jubiläum der Firma Raeber mit einem abwechslungsreichen Frühjahrs- und Herbst-Programm und der Publikation «Das Buch – 175 Jahre Raeber Bücher&Medien» mit den drei Abschnitten «Gelesene Bücher» – Aquarelle von Röbi Wyss zu den mit Textproben vorgestellten Büchern –, «Raeber Bücher&Medien – ein Überblick» seit 1925 und «Bücher aus dem Verlag – eine Auswahl», alle fünf Jahre von 1825 bis 1995 ein Titel, 35 Bücher mit Inhaltsangabe und Abbildung des Umschlags. Ende Dezember erfährt er, dass die schlecht gehende Buchhandlung Stocker am Weinmarkt ihre Aktien an die Solothurner Buchhandlung Lüthy verkauft hat. Diese wird im Oktober 2001 an der Hertensteinstrasse, der besten Geschäftslage Luzerns, eine Buchhandlung mit 1600 m2 Ladenfläche eröffnen, am Standort des Migros-Marktes, der in den Neubau hinter dem Hotel Schweizerhof an der gleichen Strasse verlegt wird. |
| 2001 In der Krisensitzung Anfang Januar mit der Buchhandlungsleitung ist man sich darüber einig, was seine Betriebsstudie zur Planung der Raeber-Grossbuchhandlung von 1997 gezeigt hat, dass in der Stadt Luzern von zwei Grossbuchhandlungen nur jene an der besseren Geschäftslage auf die Dauer lebensfähig ist. Am 9. August wird nach sechsmonatigem Verhandeln der Übernahmevertrag durch die Zürcher Orell Füssli Buchhandlungs AG, schweizerischer Branchenleader, unterzeichnet, die den Platz Luzern schon lange im Auge hatte und nun die traditionsreiche Raeber Bücher AG mit ihrer einmaligen Ladengestaltung und den sehr erfolgreichen Geschäftsjahren 1999 und 2000 kauft. Sie übernimmt das gesamte Personal und schliesst den Mietvertag für zehn Jahre ab. Die Firma heisst nun wieder Raeber AG Luzern mit der Liegenschaft «Gutenberghof» Frankenstrasse 7/7a/9 und dem kleinen Buchverlag, was bedeutet, dass die 1825 gegründete Firma «Gebrüder Räber» auch betrieblich weiter besteht. 2006 Herstellung der sechsbändigen Dokumentation «Briefwechsel Röbi Wyss – Beni Raeber 25.11.1984 - 8.2.2004» und Übergabe mit den 1'721 katalogisierten Originalen, davon 878 Blätter von Röbi Wyss, als Leihgabe an das Kunstmuseum Luzern. 2007 Im November erscheint zum hundertjährigen Bestehen des «Gutenberghof», 1907 bis 2007, das Buch «Im Schatten des Onkels», die bearbeiteten und kommentierten handschriftlichen Erinnerungen von Heinrich Räber-Jurt (1818-1902), des ältesten der drei Neffen des Firmengründers, verantwortlich für die 2. Firmengeneration von 1870 bis 1897. 2008 Das Firmenarchiv «Räber/Raeber 1925 - 2001» mit rund 11'500 erfassten Dokumenten ist im Juli nach zweijähriger Arbeit abgeschlossen und kommt ins Staatsarchiv Luzern. Die drei Anschlussarchive «Personen», «Galerie» und «Verlag» mit weiteren 15'600 Dokumenten sind bis Juni 2011 abgeschlossen. 2009 Im Jahr seines 70. Geburtstags wird er zum vierten Mal Grossvater: Milena (*1995) und Lino (*2000) von der älteren und Anna (*2007) und Jan (*2009) von der jüngeren Tochter – eine vierfache Bereicherung des Lebens!
(Lebensdaten zusammengestellt von Bernard L. Raeber, 13.3.2012) |
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Verwandte Verzeichnungseinheiten |
Verwandte Verzeichnungseinheiten: | siehe auch: Räber/Raeber: Buchdruckerei, Buchhandlung, Verlag (Provenienz)
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Benutzung |
Erforderliche Bewilligung: | siehe Zugangsbestimmungen bei Akzession |
Physische Benützbarkeit: | Uneingeschränkt |
Zugänglichkeit: | Öffentlich |
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URL für diese Verz.-Einheit |
URL: | https://query-staatsarchiv.lu.ch/detail.aspx?ID=1602569 |
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