PA 1250 Familienarchiv: Akten, 1814-2011 (Akzession)

Archivplan-Kontext


Angaben zur Identifikation

Signatur:PA 1250
Signatur-Bereich:PA 1250/1 - PA 1250/110
Titel:Familienarchiv: Akten
Entstehungszeitraum:1814 - 2011
Stufe:Akzession

Angaben zum Umfang

Laufmeter:2,00

Angaben zum Kontext

Verz.-Einheit - Aktenbildende Stelle (Link):Raeber Bernard L. (Luzern)
Bestandesgeschichte:Die Unterlagen wurden von Bernard Raeber verzeichnet und dem Staatsarchiv übergeben.
Erwerbsart:Depot
Eingangsdatum:27.08.2010

Angaben zu Inhalt und Struktur

Inhalt:- Detailliertes Verzeichnis von B. Raeber PA 1250/1-5
- Stammbaum, Liegenschaften, Häuser PA 1250/6-9
- Personendokumente PA 1250/10-102
- Verwandte der Familie Räber/Raeber PA 1250/103-107
- Fotografien PA 1250/108-110

Angaben zur Benutzung

Zugangsbestimmungen:Es gelten die allgemeinen Zugangsbestimmungen des Staatsarchivs.
Einsichtsbewilligungen in Archivalien, die noch einer Schutzfrist unterliegen, erteilt der Deponent /die Deponentin (die Adresse erhalten Sie im Staatsarchiv).
Physische Beschaffenheit:gut
Erschliessungsgrad:detailliert

Angaben zu verwandtem Material

Verwandtes Material:- Firmenarchiv PA 650, Überformatiges aus dem Familienarchiv PLA 169
Veröffentlichungen:-F. Räber, Stammbaum der Familien R. von Ebikon und Luzern, 1968
-F. Blaser, Die Luzerner Buchdrucker des 19. Jahrhunderts, 1974
-B./J. Raeber, 161 Jahre in Luzern. Erste Firmengeschichte der Welt im Comic, 1986

Weitere Bemerkungen

Bemerkung:(Aus dem Vorwort zum gedruckten Verzeichnis von Bernard L. Raeber, Januar 2010) [PA 1250/1]

1. Verhältnis von Gegenwart und Vergangenheit

Wie kommt jemand dazu, sich mit der Vergangenheit so intensiv zu befassen, wie es die Aufarbeitung eines Firmen- und Familienarchivs mit sich bringt?
Zum einen sind es personenbezogene Eigenschaften wie Interesse an Fakten, Zusammenhängen und Hintergründen, sachliches Verhältnis zur Information, das Nachrichten, Mitteilungen und Darlegungen nicht emotional verfälscht, Beharrlichkeit beim Bearbeiten. Nicht selten gehört die Haltung dazu, eigene Eindrücke, Erlebnisse und Emotionen zu bewältigen, indem man sie aufzeichnet und in Worte fasst.
Neben einer solchen Denk- und Verhaltensweise bringt die Aufarbeitung dieser Dokumente auch mein Verhältnis zur Gegenwart und Vergangenheit zum Ausdruck. Bei Friedrich Dürrenmatt (1921-1990) habe ich in «Turmbau», Stoffe IV-IX, die präzise Formulierung gefunden: «Die Vorstellungskraft benötigt die Erinnerung, um die Gegenwart zu begreifen, ohne Erinnerung an die Vergangenheit wäre die Gegenwart ein sinnloses aus dem Nichts auftauchendes und ins Nichts sinkendes Geschehen. Aber da sich keine Gegenwart mit der Vergangenheit völlig deckt, kommt die Vorstellungskraft ohne die Fähigkeit, Assoziationen zwischen Ähnlichkeiten zu bilden, nicht aus, ohne diese Fähigkeit fände sie sich in der Gegenwart nicht zurecht und auch ohne Logik nicht, die erst die Kontinuität der Zeit durch die Verknüpfung von Ursache und Wirkung schafft.»

2. Gegenstand der Archivierung

2.1 Das FaAR in Beziehung zum Firmenarchiv FiAR

Die erfassten Dokumente erstrecken sich über einen Zeitraum von 195 Jahren. Das älteste mit Datum November 1814, der Lehrvertrag des 18-jährigen Aloys Reber als Setzer und Drucker, des Firmengründers Aloys Räber-Leu (1796-1879), das jüngste vom Dezember 2009, die nachgeführte «Stammbaum-Personenübersicht» seines Ururgrossneffen Bernard L. Raeber-Anrig. Anstelle der Bezeichnung PAR (Personen-Archiv Reber/Räber/ Raeber), wie in den Erläuterungen zum FiAR (15.7.2008) erwähnt, wurde der Begriff FaAR vorgezogen.
Das Familien-Archiv ist die Ergänzung des Firmen-Archivs FiAR der 1825 in Luzern gegründeten Firma mit Buchdruckerei, Buchhandlung und Buchverlag, 1833 bis 1871 Verlegerin und Herausgeberin der katholisch-konservativen «Luzerner Zeitung», 1871 bis 1960 Zeitungsdruckerei des «Vaterland». Die Druckerei bestand bis 1991 (Raeber Druck AG) und die Buchhandlung bis 2001 (Raeber Bücher AG). Der Buchverlag wird seither als regionaler Kleinverlag mit dem Namen RaeberAG Luzern weitergeführt.
Das Firmen-Archiv enthält neben den üblichen geschäftlichen Unterlagen vor allem auch die für einen Familienbetrieb charakteristischen Dokumente, in der zweiten, dritten und vierten Generation eine Kollektivgesellschaft und fünften eine Familien-Aktiengesellschaft. Das FaAR bezieht sich auf die Personen, welche in der Familienfirma tätig waren oder durch ihre Familien in Beziehung zu dieser Firma standen Die im FaAR dokumentierten Familien und Personen mit ihrer Tätigkeit als Drucker, Buchhändler, Zeitungs- und Buch-Verleger verstanden ihre Firma bis Mitte des 20. Jahrhunderts als weltlichen Dienst für die katholische Sache im Sinne des Vatikans. Stellvertretend für die Vorfahren und seine eigene Generation drückte dies der 24-jahrige Robert Räber-Merz (1898-1986) im Brief vom 19.8.1922 so aus: «Die ganze Entwicklung soll der voluntas Dei überlassen sein. Ich meine, wir können uns ein Ideal über die Bedeutung und das Ansehen, welche unsere Firma einst einnehmen soll,
machen. Aber es soll eben nur soweit Ideal sein, als es Gott gefällt». Einige Monate später schrieb er über die Aufgabe als zukünftiger Mitinhaber und Firmenleiter: «das Geschäft als Macht auf die Seite der christlichen katholischen Aktion stellen» und den Beruf als «Entfaltung der verliehenen Seele im Lichte unvergänglicher Werte» betrachten (FaAR 03 BJR 1.3 Briefe vom 23.4. und 18.6. 1923.)
Analog zeigen die Unterlagen des Familien-Archivs die mentalitätsgeschichtlichen Verhältnisse jener Familien der Innerschweiz, die traditionsgemäss dem Patriarchat und der damit verbundenen katholischen Kirche nachlebten. Die Dokumente des privaten Lebens bringen zum Ausdruck, wie die von der katholischen Kirche übernommene Haftung und Denkweise das Verhältnis zwischen den Eltern und ihren erwachsenen Kindern bestimmte.
Auch die nachfolgende Generation wurde dadurch geprägt, wie die Briefe zwischen den beiden ältesten, 1897 und 1898 geborenen Söhnen von Adelheid und Bernhard Räber-Zemp deutlich machen: Leistung und Erfolg gelten als «amerikanische Methoden». «Einigermassen arbeiten» als Bekenntnis zur Bescheidenheit, «da man ja auch in einfachen Verhältnissen ebenso glücklich sein kann wie in pompösen», schrieb der zu Hause gebliebene Robert im März 1936 dem älteren Bruder nach New York, wobei er diesen auffordert, die Meinung zu teilen, dass jene Geschwister, «die in ihrer Laufbahn mehr materielles Glück» haben, den anderen «früher oder später etwas zu Hilfe kommen, sodass nicht die einen sich als Unglücksraben vorkommen müssen».
Die Vorstellung «Selbstdenken ist der höchste Mut, wer selbst denkt, wird auch selbst handeln» (Bettina von Arnim um 1835) war in diesen Familien bis weit ins 20. Jahrhundert hinein nicht zulässig oder höchstens dadurch möglich, wenn man sich aus dem Familienverband löste - wie Clemens Räber (1868-1945) der um 1905 nach Nordamerika ging, dort bis zu seinem Tod lebte, praktisch ohne Korrespondenz zu seiner Herkommensfamilie und ohne je wieder die Schweiz und Luzern besucht zu haben (FaAR 03 Clemens Räber). In diesem Sinn zeigt das Familien-Archiv, wohin die starre Einheit von Familie und Kirche für den Einzelnen führte. In der gegenwärtigen Gesellschaft fordert die Auflösung dieser Einheit den Einzelnen zwar nicht weniger. Allerdings ist er weitgehend frei von diesen Zwängen bei der Gestaltung des eigenen Lebens, oft aber mit dem Verlust eines wie auch gearteten Gefühls der Zugehörigkeit.

2.2 Die Linie Reber/Räber/Raeber Ebikon/Luzern

Bei den Personen dieses Archivs handelt es sich um die Nachkommen der Linie Ebikon/Luzern, die gemäss Wissensstand vom September 2008 (Walter Räber-Wilkinson) auf Jakob Räber (um 1550 Hochdorf - 14.12.1594 Eschenbach) zurückgehen. In erster Ehe um 1580 ist er mit Margareth Tschan (um 1560 - 1583) verheiratet; sie stirbt bei der Geburt der Tochter Catharina (23.4.1583 Eschenbach - 23.4.1668 Schenkrüti/Hochdorf). Aus der zweiten Ehe um 1585 mit Margareth Arnezt (um 1555 - ?) stammen die in Hochdorf am 23.6.1588 geborenen Zwillinge Hans/Johann und Margaretha Räber.
Dieser Hans/Johann Räber hat aus der ersten Ehe um 1615 mit Agatha Satler (um 1590 - 1617) einen einzigen Sohn, Johannes Räber (28.1.1617 Hochdorf - 1686 Ebikon), bei dessen Geburt die Mutter stirbt. Seit dem 15.7.1643 ist er in Inwil mit Verena Schiffmann aus Root verheiratet und der Stammvater der Linie Ebikon/Luzern, deren Stammregister von Felix Räber (1791-1865), Pfarrer in Marbach, später Chorherr in Beromünster, im Jahr 1835 zum ersten Mal aufgezeichnet wurde.
Die Nachkommen aus der zweiten Ehe vom 7. Februar 1637
in Hochdorf mit Margaretha Streber (um 1610 Hochdorf - 5.5.1672 Schlipfen, Hildisrieden/Römerswil) kommen im Stammbaum von Felix Räber nicht vor. Er macht auch keinen Hinweis, was so auffallend ist wie der Umstand, dass er in seinem Stammregister von 1835 bzw. 1862 die acht Kinder seines neun Jahre älteren Bruders Jost Räber-Sidler (1782-1860) vom Sagenhof in Ebikon nicht erwähnt, während er dies bei allen anderen Geschwistern mit Nachkommen tut (s.a. «Neuigkeiten im Stammbaum der Re-ber/Räber/Raeber von Ebikon» vom 9.11.2006 sowie die «Übersicht» vom 1.12.2009 S. 5, FaAR 01 Stammbaum 2).
Walter Räber-Wilkinson (Biographische Angaben in «Neuigkeiten ...» a.a.0.) ist bei den Nachforschungen zu seinem eigenen Familienstammbaum von Hohenrain auf diese Nachkommen aus der zweiten Ehe gestossen und hat die sieben Kinder, 5 Knaben und 2 Mädchen, dokumentiert (Familiengruppenbogen vom 13.12.2005 in FaAR 01 Stammbaum 2). Der älteste Sohn dieser Ehe, Udalricus/Ulrich Räber (11.6.1640 Hochdorf - ?), seit dem 23.10.1667 mit Elisabeth Schürmann (1645 ? - ?) verheiratet, ist mit 13 Kindern, 8 Knaben und 5 Mädchen, der Ahnenälteste der Linie Langnau bei Reiden (Familiengruppenbogen vom 22. 9.2008 a.a.O.).

2.3 Zur Schreibweise des Namens

Die älteste Schreibweise für die ursprünglich als Rebbauern tätigen Träger dieses Familiennamens ist zweifellos Reber, das Familienwappen mit einer Traube. Im Lehrvertrag vom November 1814 zwischen Aloys Räber-Leu (1796-1879) und dem Drucker, Buchhändler und Verleger Johann Martin Anich (1767-1838) ist der Name des Lehrlings als Reber geschrieben und er unterschreibt auch so. Ein Reber, gefallen im Sempacherkrieg von 1386, ist in der Schlachtkapelle aufgeführt. Zudem gibt es in Sempach bis heute eine Linie Reber, von welcher drei Brüder, alle Bäcker und Feinbäcker, im 19. Jahrhundert nach Thun, Schaffhausen und Schwyz zogen, dort ihren Beruf ausübten und wo es noch heute ihre Nachkommen gibt, die sich alle Reber nennen und schreiben.
Die zweitälteste Schreibweise ist Raeber, oft mit dem kleinen e auf dem a, wie es für die Umlaute a, o und u seit dem Mittelalter üblich war. Die Familien der Linie Raeber von Küssnacht a.R. schreiben sich bis heute auf diese Weise. In Dokumenten der Linie Ebikon/Luzern wird der Name oft in dieser Art geschrieben, besonders als Titel oder Überschrift.
Die Schreibweise Räber hat Chorherr Felix Räber (1791-1865) für die Familien der Linie Ebikon/Luzern, die er im Stammregister aufgeführt hat, um 1860 mit seiner Autorität als Kirchenmann und Geistlicher "verordnet", wohl nicht zuletzt mit der Absicht, die katholischen Luzerner dieses Namens von den protestantischen Zürcher- und Berner-Reber sowie den Basler-Raeber zu unterscheiden.
In neuerer Zeit haben sich von der Linie Ebikon/ Luzern mehrere Namensträger, deren offizielle Schreibweise in amtlichen Formularen wie Steuerveranlagungen, Personenausweise usw. auf Räber lautet, die Schreibweise Raeber aus verschiedenen Gründen zugelegt: Wenn sie im französischen und englischen Sprachgebiet tätig waren bzw. sind oder wie im Fall der Firma Raeber AG Luzern im Jahr 1969, weil sich diese Schreibweise gegenüber Räber AG Luzern als Firmensignet werbetechnisch besser gestalten liess und zeitaufgeschlossener wirkte - das führte zur Übernahme im Privaten bei der Familie Bernard J. und Betty Raeber-Schneider und deren Nachkommen.
Dass es die drei Schreibweisen stets nebeneinander gab, zeigen auch die Briefe vom 27.9.1900 und 7.3.1912 sowie der Beitrag von Bernhard Fassbind vom 15.4.1925 (alle Unterlagen in FaAR 01 Stammbaum 2).
3. Zur Archivierung

3.1 Aufbau des FaAR

Es werden 5 verschiedene Gruppen unterschieden:
FaAR 01 Stammbaum-Unterlagen
FaAR 02 Liegenschaften/Häuser
ohne Kornmarktgasse 7/Brandgässli 10, Haus zu Schneidern Brandgässli 13, «Musegghof» (Museggstrasse 29/31) und «Gutenberghof» (Frankenstrasse / Morgartenstrasse) in der Stadt Luzern.
FaAR 03 Personen-Dokumente
Die Einteilung von Namensträger Räber/Raeber erfolgt aufgrund der Vornamen in alphabetischer Reihenfolge, bei gleichen Vornamen nach dem Jahr der Geburt, die Älteren vor den Jüngeren. Wegen der Übersichtlichkeit wird bei mehreren Vornamen nur der Rufname aufgeführt.
Der Name verheirateter Räber/Raeber-Männer ist mit dem Namen der Frau gekoppelt, bei mehreren Eheschliessungen der Name der verstorbenen Frau in Klammer. Unterlagen zu den Ehefrauen werden beim Ehemann erfasst, um die Übersicht zu erleichtern. Bei verheirateten Räber/Raeber-Frauen ist der Name des Ehemanns vorausgestellt und ebenfalls nach dem Vornamen eingeordnet (am Schluss der Rubrik FaAR 03). Schreibweise der Namen der Ehemänner gemäss staatlichem Register (z.B. i anstelle von y bei Rotschy oder Schryber: Rotschi, Schriber).
FaAR 04 Verwandte der Familien Räber/Raeber werden in alphabetischer Reihenfolge des Geschlechtsnamens aufgeführt.
FaAR 05 Fotografien
Einzel- und Gruppenbilder werden nach Möglichkeit bei den Personen unter FaAR 03 und 04 archiviert, ebenso kleine Alben der betreffenden Personen. Unter FaAR 05 werden zwei grosse Alben mit den verschiedensten Personen abgelegt sowie Fotos von Einzelpersonen und Gruppen, die sich bei keiner Person unter FaAR 03 und 04 mit einem direkten Bezug einordnen lassen.

3.2 Anzahl Dokumente
Die Dokumente stammen zum grössten Teil aus dem Nachlass der Familie Heinrich Räber-Jurt mit Nachkommen sowie von Bernard Räber-Rotschi und Nachkommen, wobei der Nachlass von Joseph und Anna Räber-Schriber sowie von Bernard J. und Betty Raeber-Schneider den Hauptbestand ausmachen. Beide mit einer umfangreichen Korrespondenz, besonders der Briefwechsel, den der von 1918 bis 1936 in Lausanne und in den USA lebende B. J. Raeber-Schneider mit seinen Eltern und Geschwistern in Luzern führte. Auf eine Einteilung nach diesen beiden Stämmen H. Räber-Jurt und B. Räber-Rotschi wurde verzichtet - sie hätte die Auffindbarkeit der Dokumente zu den einzelnen Personen erschwert.
 

Benutzung

Schutzfristende:31.12.2081
Erforderliche Bewilligung:siehe Zugangsbestimmungen bei Akzession
Physische Benützbarkeit:Uneingeschränkt
Zugänglichkeit:Öffentlich
 

URL für diese Verz.-Einheit

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