PA 268 Bischöfliches Kommissariat Luzern, 1640-1936 (Akzession)

Archivplan-Kontext


Angaben zur Identifikation

Signatur:PA 268
Signatur-Bereich:PA 268/1 - PA 268/1672
Titel:Bischöfliches Kommissariat Luzern
Entstehungszeitraum:1640 - 1936
Stufe:Akzession

Angaben zum Umfang

Laufmeter:9,50

Angaben zum Kontext

Bestandesgeschichte:Der schriftliche Niederschlag des Luzerner Kommissariats ist bescheiden und setzt erst in der Mitte des 17. Jahrhunderts ein. Das Kommissariatsarchiv (Akten bis 1936) lag bis 1992 im Stiftsarchiv im Hof und wurde gleichzeitig mit diesem als Depositum ins Staatsarchiv überführt.
Erwerbsart:Depot
Erwerbsart, Anm.:Gemäss Vertrag vom 11.2.1992 ist das Archiv gemeinsames Eigentum des Kantons Luzern und des Bistums Basel.
Eingangsdatum:1992

Angaben zu Inhalt und Struktur

Inhalt:Allgemeines
Die Akten des Kommissariats in Luzern umfassen zum grossen Teil Zuschriften, Gesuche und Anfragen an die Vertreter des Bischofs von Basel in Luzern von 1815 bis 1936. Absender sind vor allem der Bischof, Gemeindepfarrer, Kirchenbehörden in Kanton und Gemeinden, auswärtige Geistliche und Einzelpersonen (Laien).
Einer der grössten Themenbereiche dieses Archivs stellen die - an mehreren Orten abgelegten - Akten zum Institut Ehe dar, insbesondere Fragen und Gesuche um Dispensen von der vorgeschriebenen öffentlichen Verkündigung und bei Verwandtschaft der Verlobten, dazu kommen Probleme um die Scheidung kirchlich geschlossener Ehen, gemischtkonfessionelle Paare und das Verhältnis zwischen ziviler und kirchlicher Trauung.
Bei den Akten zum Kommissariat Göldlin handelt es sich um eine teilweise chronologische, seltener thematische Abschriftensammlung der Korrespondenz; zum Teil paginiert, aber nicht mehr gebunden. Thematischer Schwerpunkt bildet die neue Bistumseinteilung, der Verkehr mit staatlichen und päpstlichen Stellen, dazu aber auch Einzelkorrespondenzen zu Problemen in einzelnen Pfarreien (auch Ehesachen). Durchgehend beschäftigte den Klerus die staatliche Einflussnahme, gut sichtbar im Konfliktbereich von Schule und Religionsunterricht (und der sonntäglichen Christenlehre).
Nicht eigentlich in das Archiv des Luzerner Kommissariats gehört der Faszikel «Alte Diözesan-Archivalien», welcher Bestände des Rheinfelder Generalvikariats, des Kanzlers Duret und Bischof Lachat enthält. Diese Unterlagen stammen aus der Zeil des unfreiwilligen Aufenthalts von Bischof Lachat in Luzern. Der Faszikel wurde als solcher übernommen, seine einzelnen Teile nur grob sortiert, aber nicht auf die übrigen Bestände verteilt.
Zahlreiche Akten aus den 1880er Jahren weisen eine Signatur vom gleichen Typ wie die «Acta Matrimonialia» aus dem selben Zeitraum auf. Deutlich unterscheiden sich davon die Signaturen der Korrespondenz des Generalvikariats (in franz. Sprache). Zusammen mit den Akten aus der Amtszeit von Kommissar Winkler ist dieser Bestand reich an Quellen zum Verhältnis des Klerus zum sich wandelnden Staat, neueren Weltanschauungen, Zunahme von Bekenntnissen evangelischer Richtung (z.B. in der Bestattungsfrage) und dem Altkatholizismus. Nicht zu übersehen sind die Akten zu Disziplinarproblemen einzelner Geistlicher und das zwiespältige Verhältnis des Klerus zum weiblichen Geschlecht.
Aus der Sicht der Pfarreien produzierte vor allem die Pfarrwahl, die gebäuliche und finanzielle Ausstattung der Pfarr- und Kaplaneipfründen sowie die Neuerrichtung von Sprengeln regen Schriftverkehr. In diesen Bereich gehören auch die Wahlbestätigungen, Stellengesuche, Empfehlungen, Klagen von und über Pfarrer und Resignationsschreiben der Geistlichen. Durchgehend zu finden sind Anfragen und Schreiben zur religiösen Praxis, der richtigen Spendung der Sakramente, zum Verhalten gegenüber Andersgläubigen, der weltlichen Nutzung sakraler Räume und zum Verhältnis zwischen «Katholisch-konservativen» und «Liberalen», oft ergänzt durch Presseausschnitte.
Im Einzelnen
Bände: Missivenbücher 1640-1690, Kopialbücher 1755-1819, Geschäftstagebücher 1836-1892, Protokolle 1754-1892, Rechnungsbücher 1846-1886, Kapitelstatuten 18445-1882, Diverse 1830-1905
Acta Matrimonalia: Eheakten in Jahresbänden 1700-1849, Ehesachen allgemein 1648-1843, Einzelne Ehesachen (Scheidungen, Dispense) 1755-1892, Dispensgesuche (Verwandtschaft, Mischehe) 1873, 1875, 1888-1889
Akten der Kommissare: Franz Bernhard Göldlin von Tiefenau 1814-1819, Josef Anton Salzmann 1820-1829, Jakob Waldis 1829-46, Melchior Kaufmann 1843-1847, Josef Winkler 1848-1885, Anton Tanner 1885-1893, Franz von Segesser 1894-1936
Einzelne Themenbereiche: Visitationen 1808-Mitte 20. Jh., Admissiones und Kompetenzprüfungen (geistliche Prüfungskommission) 1805-1870, Verschiedenes 1753-1888, Akten aus der Amtszeit von Kommissar von Segesser (Erbschaften, Legate, Eheakten, Bischöfliche Schreiben, Diverses) 1713-1936
Akten der Regionalkapitel: Vierwaldstätter- und Sextariatskapitel Luzern 1735-1847, Dekanat Willisau 1807-1936, Dekanat Sursee 1817-1936, Dekanat Entlebuch 1893-1936, Dekanat Hochdorf 1804-1936, Dekanat Luzern-Land 1845-1936, Dekanat Luzern-Stadt 1880-1936
Neuzugänge:Am 10. November 2023 wurde der Archiveinheit mit der Signatur PA 268/735 (Korrespondenz zur Entsiegelung der Kommissariatsakten von Generalvikar Göldlin in Münster) ein Verzeichnis betr. die bei der Aktensiegelung vorgefundenen Aktenstücke beigegeben. Zuvor hatte sich dieses Verzeichnis bei den zahlreichen heterogenen und zum Teil recht disparaten staatsarchivischen Repertorien und Findmittel im 4. Stock, letztes Rollgestell links, befunden.
Ordnung und Klassifikation:1979 hat Josef Brülisauer im Rahmen seiner Arbeit für die Helvetia Sacra ein summarisches Verzeichnis zum Archiv des Bischöflichen Kommissariats aufgenommen. Es enthielt v.a. eine Übersicht über die gebundenen Bestände (Bände). Im vorliegenden Repertorium wurde deren Reihenfolge weitgehend, mit einzelnen Ergänzungen, beibehalten.
Detailliert verzeichnet wurden neu die Bände und Hefte der Acta Matrimonialia (Ehegericht) bis 1820. Ab 1821 wurden aus pragmatischen Gründen die einzelnen Jahrgänge zusammengefasst, angegeben wurden die Namen der Eheleute. Diese wurden soweit als möglich in der vorgefundenen Reihenfolge belassen; so auch die an sich nicht korrekte Abtrennung der Dispensgesuche aus den Jahren 1873 bzw. 1875 von den Akten der Amtszeit Winkler, welche schon eine zeitgenössische Aufteilung von Korrespondenzen und Eheakten in fast jedem Jahrgang aufwies. Ehesachen sind jedoch auch in den Akten (Korrespondenzen) der einzelnen Kommissare zu finden, ebenso in den ausgegliederten Akten aus der Amtszeit von Kommissar von Segesser.
Nicht verändert wurde auch die Gliederung der Akten, wie sie vom Stiftsarchiv ins Staatsarchiv gekommen waren. Grundsätzlich waren alle Akten den einzelnen Kommissaren zugeordnet und nach Jahrgängen chronologisch geordnet. Ein früherer Ordnungsversuch hat jedoch dazu geführt, dass zu einzelnen Themen Akten besonders zusammengefasst wurden; dies besonders häufig mit Akten aus der Amtszeit von Kommissar von Segesser (1893-1936). Diese Ordnung wurde durch mehrere Bearbeiter ca. 1945 vorgenommen. Ihre handschriftlichen «Verzeichnisse» wurden in ihrem heutigen Kontext belassen. Die zu gesonderten Themenbereichen ausgeschiedenen Akten sind das Resultat älterer Bemühungen um eine Archivordnung. Sie wurden in ihrem Zusammenhang belassen. Zu den einzelnen Themen ist auch die chronologisch geordnete Korrespondenz von Kommissar Segesser zu berücksichtigen, besonders die Sammelmappen jeden Jahrgangs. Bei diesem Ordnungsversuch von ca. 1945 fand auch eine (ansonsten nicht übliche) Ausgliederung von Akten zu einzelnen Pfarreien statt. Inhaltlich ist diese Ausscheidung in keinem Fall gerechtfertigt, zumal hier auch nicht konsequent verfahren worden ist (eine eventuell vorhandene ältere Archivordnung ist nicht auszumachen. Eine Ausnahme bilden die Akten aus der Amtszeit von Jakob Winkler ab 1848, welche offenbar bereits damals chronologisch abgelegt und fortlaufend nach Jahrgängen durchnumeriert wurden. Bei einer Überarbeitung wurde diese Sammlung mit zusätzlichen Akten ergänzt und die Jahrgänge neu durchnumeriert; teilweise wurde auch der Versuch zu einer thematischen Neuordnung unternommen. Man beachte zur Ergänzung das Privatarchiv von Propst Franz von Segesser (Kommissar 1898-1936) im StALU (PA 979/19866-999/20147)). Auch diese Ordnung wurde nicht mehr rückgängig gemacht, auch wenn sich somit die chronologisch geordneten Akten der Amtszeit von Segessers und jene der ausgegliederten Themen und Pfarreien sehr oft überschneiden und ergänzen.
Für die Zeit von Kommissar Winkler sind insbesondere auch die Akten des Rheinfelder Generalvikariats, des «exilierten» Bischofs Lachats und von Kanzler Duret zu beachten. Speziell für Recherchen in der Amtszeit von Segessers sind sowohl die eigentlichen Kommissariatsakten als auch die thematisch und die nach Pfarreien ausgeschiedenen Bestände zu berücksichtigen, die sich wechselseitig ergänzen. Als Beispiel mögen die Korrespondenzkärtchen (Format A7) von Regierungsrat Düring an Kommissar von Segesser dienen, welche nicht nur in den Akten des Kommissariats, sondern auch in den thematisch und nach Pfarreien ausgeschiedenen Dossiers zu finden sind.
Die Zahlen in Klammern geben die Anzahl der Bogen pro Mappe an.

Angaben zur Benutzung

Zugangsbestimmungen:Es gelten die allgemeinen Zugangsbestimmungen des Staatsarchivs. Einsichtsbewilligungen in Archivalien, die noch einer Schutzfrist unterliegen, erteilt das Staatsarchiv.
Erschliessungsgrad:detailliert
Findhilfsmittel:REP 71/25A (Privatarchive)
(älteres Verzeichnis in das Archivsystem importiert 2010)

Angaben zu verwandtem Material

Verwandtes Material:Quellen zum Luzerner Kommissariat in anderen Beständen und Archiven:

Staatsarchiv Luzern
AKT A 1 F 9 Bistum Konstanz, Kommissariat (Schachteln 975-976) AKT A 1 F 9 Bistum Konstanz, Rechte und Freiheiten (Schachtel 970) AKT A 1 F 9 Bistum Konstanz, Generalvikar, Suffragane (Schachtel 972) AKT A 1 F 9 Kirchenleben, Ehe (Schachtel 1007)
AKT A 2 F 9 / 19B-C Bischöfliches Kommissariat 1800-1846 AKT A 3 F 9 / 4A Bischöfliche Kommissare 1848-1893
COD 1290 S. 21 (Besatzungsordnung des bischöflichen Kommissars im 18. Jh.) KA 55 (Sammelband der Luzerner Kanzlei betreffend das Kommissariat) PA 979/19866-999/20147 (Privatarchiv Propst Franz von Segesser) Ratsprotokolle

Bischöfliches Archiv der Diözese Basel, Solothurn
Altes Archiv A 21809-2188, Luzerner Kommissariat bis 1823.
Archiv des Kommissariats für die Jahre von 1936 bis zur Aufhebung

Zentral- und Hochschulbibliothek Luzern
Ms. 83 fol: J.A.F. Balthasar. Nachrichten, die Geistlichkeit, den Bischof zu Konstanz und das bischöfliche Kommissariat betreffend ... (643 fol.)

Erzbischöfliches Archiv Freiburg im Breisgau
Aktenverzeichnis Zell: Fasz. 230a. Die Besetzung der Stellen der bischöflichen Kommissare (commissarü forenses) in der Konstanzer Diözese, 1707-1801.
Korrespondenzen mit Luzerner und Innerschweizer Behörden und dem bischöflichen Kommissar im 18. Jh. (nicht näher verzeichnet)

Generallandesarchiv Karlsruhe
82/2178 Instruktion für Kommissar Johann Müller 1604 (korr. auf Johann Kaiser 1611)
Veröffentlichungen:- BRUELISAUER Josef, Die bischöflichen Kommissare in der Schweizer Quart, in: Itinera 16(1994), S. 111-119.
- FINK Urban, Die Luzerner Nuntiatur 1586-1873. Behördengeschichte und Quellenkunde der päpstlichen Diplomatie in der Schweiz, Luzern 1997 (= LHV, Band 32).
- HAFNER Pius, Staat und Kirche im Kanton Luzern. Historische und rechtliche Grundlagen, Fribourg 1991 (Freiburger Veröffentl. aus dem Gebiete von Kirche und Staat 33).
- HELVETIA SACRA Abt. I, Bd. 1 (1972), S. 425-426.
- HELVETIA SACRA Abt. I, Bd. 2, Teil 2 (1993), S. 689-704.
 

Benutzung

Schutzfristende:31.12.2006
Erforderliche Bewilligung:siehe Zugangsbestimmungen bei Akzession
Physische Benützbarkeit:Uneingeschränkt
Zugänglichkeit:Öffentlich
 

URL für diese Verz.-Einheit

URL:https://query-staatsarchiv.lu.ch/detail.aspx?ID=130739
 
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